Licht und Schatten


Immer nur schöne, heile Welt... das ist doch langweilig, oder? Die Protagonisten meiner Bücher sind auch nicht perfekt. Jeder hat seine Macken, aber genau das macht es doch erst interessant, finde ich. 

 

In unserem Kurs ging es heute um das Thema "Licht und Schatten". Wir bekamen Fotos und sollten dazu eine Geschichte schreiben. Hier mein Beitrag. Das Foto ist nicht aus dem Kurs, aber es passt. Gefunden auf #Pixabay

 

Licht und Schatten

 

Geblendet vom Scheinwerferlicht stolpert Jan die mit Teppich belegten Holzplanken entlang, von denen man sagt, darauf würden Katzen laufen. So ein Quatsch! Als wären sie Katzen! Und verdammt, wer soll so etwas tragen? dachte er.

Aber es ist sein Job, die abstrusen Kreationen der Möchte-gern-Designer vorzuführen. Er darf keine Kritik üben, an dem was er mit gespielter Lässigkeit präsentiert. Nur sein durchtrainierter Körper zählt.

 

Alles nur Lug und Trug!

 

Während er an den langen Reihen von Stühlen entlang geht und sich am Wendepunkt gekonnt um die eigene Achse dreht, versucht er in den Gesichtern des Publikums zu lesen.

 

Gefällt ihnen das, was sie zu sehen bekommen? Oder finden sie es genauso bescheuert wie er?

 

Rhythmisch leuchten die einzelnen Spots auf und tauchen die Umgebung in unterschiedliche Farbtöne.

Wenn die Menschen wüßten, was hinter der schwarzen starren Maske verborgen wird, die er für gewöhnlich trägt und die sein Markenzeichen geworden ist, würden sie vielleicht nicht so strahlen. Im Gegenteil, sie würden schreiend vor ihm weglaufen, wie es sonst die Menschen tun, wenn sie ihm zufällig auf der Straße begegnen.

 

Würde es sie interessieren, warum er so ist, wie er ist?

 

Sprachlos, das blanke Entsetzen in ihren Gesichtern, würden sie ihn anstarren und mit dem Finger auf ihn zeigen. Auf ihn, das bestbezahlte männliche Modell der Branche.

 

Die Ledermaske trägt er zu seinem eigenen Schutz. Seit seinem Motorradunfall vor fünf Jahren ist sein früher makelloses Gesicht entstellt. Er selbst kann sich nicht anschauen, ohne in Tränen auszubrechen. Aber selbst seine stummen Schreie kann er nicht hören. Genauso wenig wie die Musik, die der Takt der Show vorgibt. Denn nicht nur sein Gesicht wurde zerstört, nein, auch seine Stimme und sein Gehör sind für immer verloren.

  

Wie ein ferngesteuerter Roboter wickelt er seinen Job ab und verschwindet dann unerkannt und spurlos in der Menge. 

 

Eure Meinung dazu? Lasst es mich wissen. 

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