Aus dem Leben eines Laptop

Für den Schreibkurs sollten wir eine Geschichte aus der Sicht eines Gegenstandes schreiben. Und was wäre passender für mich als Autorin, hier mal meinen Laptop zu Wort kommen zu lassen. Vorhang auf und viel Spaß mit HP 

 

Guten Tag, darf ich mich vorstellen? Mein Name ist HP. HP von Laptop. Ich wohne und arbeite in der Nähe von Frankfurt, den genauen Ort werden Sie nicht kennen, aber angeblich soll er sehr schön sein. Ich selbst habe ihn mir noch nicht so genau angeschaut. Warum, werden Sie sich fragen. Nun ganz einfach. Den ganzen Tag liege ich auf einem Tisch und meine Mitbewohnerin hämmert in unglaublicher Geschwindigkeit auf mir herum. Sie müssen nämlich wissen, meine Mitbewohnerin hat, als wir unsere Beziehung vor etwa 8 Wochen bekannt gegeben haben, beschlossen, sie müsse nun Bücher schreiben. Und nun sitzt sie den lieben langen Tag an ihrem Schreibtisch und schreibt. Manchmal recherchiert sie auch und es ist unglaublich, was sie da so recherchiert. Über Schusswaffen, defekte Bremsleitungen, Autounfälle, Reiten in Texas, Gesetzestexte, medizinische Fachbücher, Fauna und Flora  im mittleren Westen der USA, Delphine und Wale im Pazifik und im Mittelmeer. Sie studiert Landkarten, Stadtpläne und Flugpläne. Manchmal sieht sie auch Filme, von denen mir Angst und Bange wird. Erst neulich hat sie einen Bericht über Fledermäuse angeschaut. Ich persönlich mag diese Tiere ja nicht, aber sie fand es ganz spannend. So spannend, dass sie es direkt in einem Text verarbeitet hat. Können Sie sich das vorstellen?

Seit wir zusammenleben, habe ich schon viel gelernt und vor allem erlebt. Erst gestern sah sie eine Schlacht zwischen Kreuzrittern und irgendwelchen Soldaten. Das war ganz schön aufregend. Apropos aufregend: ich darf es ja nicht verraten, aber sie plant mich mitzunehmen. Wohin wollen Sie jetzt bestimmt wissen. Soll ich es ihnen verraten? Sie fährt demnächst nach… Paris und ich darf mit. Wie toll ist das denn? Oh, entschuldigen Sie, dass ich meine Ausdrucksweise vergesse, aber ich war noch nie in Paris. Sie schaut sich immer Bilder an und nachdem, was ich bis jetzt gesehen habe, muss das eine wundervolle Stadt sein. Meine Mitbewohnerin ist ganz fasziniert von all den Sehenswürdigkeiten. Sie schrieb einer gewissen Lydia, dass sie sich sehr freue. So wie es aussieht, fährt diese Frau Lydia auch mit. Ich mit zwei Frauen in Paris! Mon Dieu! Huch, warum spreche ich jetzt auf einmal französisch? Ach ja, wir lernen gemeinsam diese seltsame Sprache. Ich bevorzuge ja andere Sprachen, aber auf mich hört ja niemand. Ich werde sie wohl nicht für C-Plus-Plus oder Java begeistern können, aber das finde ich nicht so dramatisch. Ich beherrsche sie und das reicht.

Ach eines muss ich Ihnen noch erzählen: meine Mitbewohnerin ist äußerst diszipliniert, was ihre Schreibtätigkeit angeht. Sie arbeitet mehrere Stunden pro Tag an ihren Texten. Dazwischen unterhält sie sich mit anderen Autorinnen oder Freunden aus der ganzen Welt. Meine Datenleitungen fangen ganz schön an zu glühen, wenn wir gleichzeitig Unterhaltungen in Australien, Bremen und Bordeaux führen. Sie wechselt problemlos zwischen den Sprachen hin und her. Gut, manchmal muss ich ihr helfen, wenn sie ein Wort nicht weiß, aber das mache ich doch gerne. So lernen wir beide etwas.

 

So, nun muss ich aber weiter… Meine Mitbewohnerin hat sich jetzt ihren Kaffee geholt und möchte schreiben. Vielleicht hören wir uns bald wieder. In diesem Sinne… Machen Sie es gut.          Ihr HP

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